28 April 2017

Pizzicato Luxemburg, ein Kritik von Remy Franck

Individualistische Chopin-Etüden Wenn ein Interpret zu einer kohärenten und ehrlich-persönlichen Darstellung eines Zyklus wie den Chopin-Etüden gelangt, ohne Chopin zu verraten, verdient das durchaus Interesse. Der israelische Pianist Amir Katz (*1973) spielt beide Reihen als eine kontinuierliche Komposition, manchmal ohne […]

Individualistische Chopin-Etüden

Wenn ein Interpret zu einer kohärenten und ehrlich-persönlichen Darstellung eines Zyklus wie den Chopin-Etüden gelangt, ohne Chopin zu verraten, verdient das durchaus Interesse. Der israelische Pianist Amir Katz (*1973) spielt beide Reihen als eine kontinuierliche Komposition, manchmal ohne Pause, und wenn, dann mit einem sehr knappen Anhalten. Aber das haben andere auch gemacht. Die Interpretation von Katz fällt vor allem wegen ihrer Klarheit auf, wegen ihrer eigenwilligen Rhythmik, ihren oft noch eigenwilligeren, ins Schnelle tendierenden (aber nie verhetzten) Tempi – mit 53 Minuten ist es eine der kürzesten Aufnahmen im Katalog – und der Vermeidung jeglicher Sentimentalität. Wie schon vormals in seinen Schubert-Interpretationen, bleibt er im Lyrismus hinter anderen Interpreten zurück, gibt den Stücken aber umso mehr Charakter und nicht selten einen heroischen. Auch sehr besondere Ausbrüche von ungehaltener Virtuosität prägen das Spiel von Katz.

Wer offen ist für neue und durchaus solide Chopin-Erfahrungen, dem sei diese CD angeraten.

Amir Katz is a pianist of intelligence and sensibility, and his set of Chopin Etudes is very personal, fresh and well sustained. It’s certainly a very honest interpretation, rewarding for anyone looking for new, yet acceptable ways for Chopin’s music.

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