25 September 2008

WAZ, Kritik von Rudolf Franz

Ein „Hörbuch“ der Extraklasse
Hörde. Amir Katz bot den Besuchern des ersten Klavierkonzertes der neuen Saison im Hörder Bürgersaal ein selten erfahrenes Hörerlebnis: Sämtliche Lieder ohne Worte von Felix Mendelssohn Bartholdy.

Es ist sowohl für den Pianisten wie für das Publikum ein anspruchsvolles Programm. Mit fast zwei Stunden reiner Spielzeit werden höchste Ansprüche an die Konzentration des Pianisten gestellt. Katz wurde dieser Aufgabe mit Bravour gerecht. Mit einem singenden Ton reihte er die 48 feingliedrigen Melodien in einzelne, in sich sehr differierende wunderbare Charakterstücke auf. Die in acht Büchern aufgeteilten Musikstücke fächerte Katz, einem Tagebuch gleich, auf dem dazu passend sehr weich intonierten Steinway-Flügel, auf. Ein „Hörbuch“ der Extraklasse.

Viele der Melodien sind bekannt. Immer wieder werden sie in Klavierkonzerten als Solitäre oder als Zugaben präsentiert. Den Gesamtzusammenhang erkennt der Zuhörer allerdings erst in der Gänze, dem zyklischen des Werkes. Es war ein Genuss, mit Katz einem Künstler zuzuhören, der mit soviel Leidenschaft in die Welt Mendelssohns eintauchte. Mit exakt herausgearbeiteten Melodiebögen gelang es ihm immer wieder, die Genialität des Einfachen zu etablieren. Das Hörder Auditorium dankte dem Publikumsliebling mit stehenden Ovationen.

Werk erscheint als Doppel-CD

Pünktlich zum 200. Geburtstag von Mendelssohn-Bartholdy im Jahre 2009 erscheint dieses Gesamtwerk von Katz eingespielt auf einer Doppel-CD. Nach dem grandiosen Auftritt im Hörder Bürgersaal wird diese Einspielung sicherlich ihren besonderen Platz in vielen Klassiksammlungen finden.

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