6 Dezember 2010

Siegener Zeitung, Kritik von Philipp Weber

Sehr Behutsam

Beim letzten Konzert der Reihe „piano solo“ in dieser Saison gastierte am Freitag Amir Katz in der Kreisstadt Olpe. Ein durchaus ungewöhnliches Programm hatte er mitgebracht: alle 21 „Nocturnes“ von Chopin.

Das versprach einen (ent)spannenden Abend voller Romantik. Die besondere Schwierigkeit bei der Interpretation solcher Zyklen besteht darin, sowohl die einzelnen Stücke für sich hinzustellen, als auch das ganze unter einem großen Bogen zu fassen. Katz weiß, worauf er sich dabei einlässt. Akribisches Partiturstudium und Kenntnis von Chopins Briefe führten den Pianisten nah an Chopin heran. Die berühmte „Nocturne“ („Nacht-stück) Nr. 1. in b – Moll leitete würdig die Reihe ein. Sie stellte bereits einen wesentlichen Charakterzug der „Nocturnes“ vor: es sind ganz innige Stücke. Es gibt kaum aufbrausende oder virtuose Passagen. Sehr behutsam spielte Katz dann auch die ersten „Nocturnes“ und stellte dadurch sein sehr zartes, weiches Spiel vor. Dabei zeichnete er aber dennoch deutliche Konturen der einzelnen Stücke.

Was jedoch wiederum den ganzen Zyklus zusammenhielt, war die innere Spannung die Katz zwischen den „Nocturnes“ selbst aufleben ließ. Stille Andacht wechselte hier mit Hoffnugsschimmer und gelegentlich fröhlicher Melodie – ein Gemisch aus Klang und geschmackvollen Fiorituren. Die Ernsthaftigkeit der letzten „Nocturne“ (Nr. 21 c – Moll op. posth. „Trauermarsch“) tauchte alles wieder in ein sehnsuchtsvolles Licht, das wieder an den Anfang gemahnte, von Anfang bis Ende voller Lyrik. Einen Herzlichen Applaus gab es am Schluss für den Künstler, der sein Publikum daraufhin noch mit zwei Zugaben bescherte. Ein würdiger Abschluss, sicherlich der Höhepunkt der diesjährigen Reihe. Mit den 21 „Nocturnes“ in den Winterschlaf gewogen, kann „piano solo“ gespannt sein auf die Konzerte im nächsten Jahr.

<< back