15 November 2007

Westfälische Rundschau, Gevelsberg, Kritik von Dagmar Zschiesche

3. Meisterkonzert ließ keine Wünsche offen
Amir Katz beeindruckte

Im 3. Meisterkonzert der Gevelsberger Konzertgesellschaft hat das exzellente Klavierspiel des jungen Pianisten Amir Katz (Jahrgang 1973) sehr beeindruckt. Oft sagt schon die Programmauswahl etliches über den Musiker des Abends aus. Wer wie Amir Katz mit dem sensiblen und tiefgründigen h-Moll-Adagio von Mozart sein Konzert beginnt, vertraut nicht nur hundertprozentig der großen seelischen Kraft des Werkes, er vertraut gleichzeitig der Antenne des Publikums und natürlich seiner eigenen pianistischen Sprache.

Und das ist eine Sprache, die keine Verzärtelung oder herzensleere Eleganz zulässt. Jeder Ton hat Bedeutung. Mit äußerst akkurater Pianistik und großer Konzentration legt Katz den persönlichen und tiefsten Zug der Musik offen. Man hört mehr mit der Seele als mit dem Ohr. Auch das folgende a-Moll-Rondo (KV511) durchlebt voller Ruhe und Übersicht und sehr inspiriert alle Episoden, die dem Thema widerfahren. Entschlossen setzt die a-Moll-Sonate (KV 310) ein. Dicht und makellos, mit zwingender innerer Logik entwickeln sich die drei Sonatensätze. Alles geht natürlich zu. Da herrscht eine selbstverständliche Vertrautheit zwischen Komposition und Interpret.

Die Gegensätze entwickeln sich unmittelbar. Spielerisches spannt sich zu stählerner Energie und das Finale tanzt fiebrig auf schmalem Grat über dem Dur-Moll-Abgrund. Nichts hat zu viel oder zu wenig Gewicht, auch nicht, wenn Amir Katz im 2. Teil Chopin spielt: zwölf Etüden Op. 10. Da ist nichts mehr davon zu ahnen, dass er wegen einer Verletzung des linken Armes sein angekündigtes Programm zunächst komplett auf Mozart umstellen musste. Er setzt die zwölf Etüden mit sich steigernder Spielfreude in Szene.

Dass da manches fast unspielbar ist, daran denkt man kaum. Da kommt die Nr.2 so leicht und grazil daher, als wäre nichts dabei. Groß ausgesungen spielt Katz die berühmte, oft so schrecklich misshandelte 3. Etüde, mit großer Pranke fällt die Vierte darüber her. Großer Spielwitz blitzt in Nr.8 auf, da hat die linke Hand großes Vergnügen. Amir Katz spielt alle Etüden im Zusammenhang, als Zyklus, und der kraftvolle Abschluss, die sogenannte „Revolutionsetüde“ überstrahlt als Quintessenz das Ganze. Aus dem Schwung des großen Applauses heraus tanzen als Zugaben zwei große Chopin-Walzer (Grand Valse billante Op.18 und Op. 64,2) und als gäbe es Kraft und Spielfreude ohne Ende gibt Katz noch die Oktaven-Etüde aus Op. 25 dazu.

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