27 September 2007

Westfalenpost, Kreis Olpe, Kritik von Tobias Stahl

Mozart mit viel Gefühl interpretiert Stehende Ovationen für Münchener Pianist Amir Katz

Mit Amir Katz präsentierte der Kunstverein Südsauerland am vergangenen Freitag einmal mehr einen großen Pianisten mit internationalem Renommee. Der 1973 in Israel geborene und heute in München wohnhafte Künstler bot Mozartsche Klavierkunst in allen Varianten und Nuancen und nahm das äußerst aufmerksame Publikum mit auf eine sagenhafte Reise in die musikalische Gedanken- und Gefühlswelt des großen Komponisten.

Ausgangspunkt war dabei die Sonate F-Dur, KV 280, komponiert im Jahre 1774. Das in der Satzfolge durch extreme Kontraste in Tempo und Affekt bestimmte Werk gefiel durch eine überzeugende abwechslungsreiche Darbietung. Auffallend war dabei die klanglich sehr differenzierte Behandlung der verschiedenen Sätze und der jeweiligen Themen. Insbesondere der Mittelsatz, ein f-moll-Adagio im Siciliano-Rhythmus, gefiel durch die weiche, volle Klangfärbung der Melodie und die emotional berührende Tiefe des Vortrags. Unmittelbare Ergriffenheit von der Schönheit Mozartscher Klaviermusik war im Publikum spätestens nach dem Rondo a-moll, KV 511 spürbar.

Amir Katz bot eine meisterhafte Interpretation dieses Spätwerkes dar, welches durch seine ungeheure Ausdruckskraft und permanente Spannung zwischen schwermütigen Mollpassagen und schillernden Durtupfern eine sehr charakteristische Wirkung entfaltet. Pianist und Steinway verschmolzen spätestens bei diesem zweiten Stück des Abends zu einer Einheit, aus der heraus die Musik Mozarts mit fast schon unheimlicher Intensität und Innigkeit das Publikum in Atem hielt. Der insgesamt schmerzlich-melancholische Charakter des Rondos fand seine Fortsetzung alsdann in der ebenfalls in a-Moll stehenden Sonate KV 310 – ein Werk von großer Prägnanz und immenser Stimmungsdichte. Schön und ergreifend das Spiel mit orchestralen Klangfärbungen des eröffnenden heroisch-tragischen „Allegro maestoso“, die zauberhafte Lyrik des Andante cantabile, mit dem vom Pianisten sehr ernst genommenen Zusatz „con espressione“, sowie das gegen Ende durch Wildheit und Unrast geprägte Presto.

Kurzum: Amir Katz gelang eine einzigartig individuelle musikalische Umsetzung eines wahren Meisterwerkes – der Applaus, der ihn in die Pause begleitete, war somit auf alle Fälle verdient. Den Auftakt nach der Pause bildete wie zu Beginn eine Sonate aus dem Jahre 1774: B-Dur KV 281. Katz brillierte mit atemberaubender Technik und lieferte heitere, spielerische Mozartsche Klänge in Perfektion, bevor im Adagio h-Moll KV 540 wieder die schwermütige Gefühlswelt des Komponisten durch den Künstler ins Publikum getragen wurde. Sehr einfühlsam legte Katz hier die der Musik innewohnenden Gefühlsregungen aus und setzte herrliche Kontraste, indem er die Aufhellungen nach Dur musikalisch differenziert mitgestaltete.

Spielerische Leichtigkeit gepaart mit technischer Brillanz sowie eine sehr spezifische Gestaltung in Dynamik und Agogik waren die Erfolgsgaranten bei der abschließenden Sonate D-Dur, KV 311 – lang anhaltender Applaus im Publikum. Amir Katz überzeugte insgesamt durch wundervoll tiefgehende Interpretationen der Klaviermusik Mozarts, die in ihrer ganzen Schönheit und Ausdruckskraft die Anwesenden verzauberte. Mit stehenden Ovationen wurde der Künstler nach vier Zugaben von den begeisterten Zuhörern verabschiedet.

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