26 November 2007

WAZ, Unna, Kritik von Martina Lode-Gerke

Perlende Läufe und sinfonische Klangfülle
Unna. (MLG) Seit er 2003 den Schubert-Wettbewerb in Dortmund gewann, ist Amir Katz in der Region kein Unbekannter mehr.

Seinerzeit hatte der Musiker mit seinem nicht immer ganz präzisen, doch sehr engagierten und von Spielwitz sprühenden Spiel nicht nur die Jury überzeugt, sondern auch die Herzen des Publikums gewonnen – bereits im Finale hatte es dem Israeli nach seinem brillanten und mitreißenden Vortrag von Beethovens erstem Klavierkonzert zu seinem absoluten Favoriten gekürt.

Charaktervolle Variationen

Ein Wiedersehen nach vier Jahren: Der Spielwitz ist geblieben, die Virtuosität, die technische Brillanz haben einen Quantensprung gemacht. Am vergangenen Sonntag gastierte der Pianist in der Stadthalle bei einem Konzert des Musikvereins Unna mit Kompositionen von Mozart und Chopin. Bei ersterem nahm vor allem der Poet Katz auf dem Klavierhocker Platz: perlend die Läufe im h-moll Adagio KV 540, nicht allzu breit das Tempo, so dass der musikalische Duktus spannungsvoll bleibt.

Sehr elegant präsentiert Amir Katz die Verzierungen im a-moll-Rondo KV 511, klar ist die Linienführung, charaktervoll sind die Variationen. Eher kraftvoll und dennoch äußerst klar strukturiert legt der Pianist den Kopfsatz von Mozarts a-moll-Sonate KV 310 an, entfaltet sinfonische Klangfülle im Finale.

Das sangliche, poetische Spiel, der Spielwitz, der sogar den Tonrepetitionen des Mittelsatzes etwas Neckisches verleiht, findet sich in den Etüden op. 10 Chopins wieder: Um „Übungsstücke“ im Sinne einer Klavierschule handelt es sich natürlich nicht, allenfalls um Übungsstücke für Virtuosen, die ihre Technik nicht verbessern, sondern nur behalten und pflegen wollen.

Und ein Virtuose nahm im zweiten Teil des Programms denn auch am Bösendorfer Platz, während der Poet Katz ein wenig in den Hintergrund trat: Prickelnd wie Champagner kommen die zweite wie die fünfte Etüde daher, im positiven Sinne nervig die vierte, einen kraft- und glanzvollen Schlusspunkt setzt die zwölfte Etüde.

Technische Brillanz und Musikalität

Es war ein wunderbarer Abend mit einem Pianisten, der seinen Anschlag variieren kann wie ein Organist die Registrierung einer großen Orgel. Mit einer technischen Brillanz, die niemals bloßer Selbstzweck ist, sondern stets mit Musikalität einhergeht und der Idee des Komponisten dient.

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