30 Juli 2011

Münchner Merkur, Kritik von Gabriele Luster

Auch Pavol Breslik ließ Liszt nicht links liegen.

Auch Pavol Breslik ließ Liszt nicht links liegen. Bei seinem umjubelten Festspiel-Liederabend am Donnerstag im dicht besetzten Prinzregen-tentheater folgte er quasi Diana Damraus Spuren, die sich am Vorabend ebenfalls Liszts Petrarca-Liedern gewidmet hatte. Ein interessanter Vergleich: Da wo Damrau und Deutsch sich ganz dem Fluss der Musik an-vertrauten, suchten Breslik und sein Klavierbegleiter Amir Katz die Hindernisse.

Beide gingen individueller, ei-genwilliger, kühner vor, so dass das Zukunftsweisende in Liszts Musik (vor allem im Klavier) stärker hervortrat. Breslik agierte mit großer Stimm-Geste, fürchtete sich nicht vor Forte und Leiden-schaft und wechselte dabei ge-konnt die Register.

Eröffnet hatte der Sänger den Abend mit Dvoraks Zigeuner-liedern, die man eher von süf-figen Mezzos kennt. Breslik setzte mit seinem hellen, männlichen Tenor weniger auf satte Stimmfülle denn auf klare Linienführung und punktete als Slowake überdies mit geschmeidiger Originalsprache. Auf ein introvertiertes, enorm zurückgenommenes „Rings ist der Wald so stumm und still“ folgte ein „Als die alte Mutter“ mit beinahe nobler Emphase. So differenziert hört man diese Lieder selten. Amir Katz war dabei weniger Begleiter als rhythmisch wacher Mit- Gestalter.

Dass Pavol Breslik nicht nur im Tschechischen und Italieni-schen zuhause ist, sondern auch ein nahezu akzentfreies Deutsch beherrscht, kam den wunderbaren Gedichten von Heinrich Heine sehr zugute. Im musikalischen Gewand Robert Schumanns krönten die 16 Gesänge der „Dichterliebe“ den Abend. Breslik interpretierte die Lie-beslieder schlicht und zugleich mit hoher Kunstfertigkeit: Er führte seine Stimme fast vibratolos und instrumental, ließ sie dennoch schmettern wie die Trompeten oder er-bleich und dunkelte sie effekt-voll ein. Trotz, Verzweiflung, Schmerz und ein wenig Hoff-nung durchlebte er so, wagte sich vor bis zum Ausgedörrten – „Ich hab‘ im Traum geweinet“. Und Katz spann all das in den Nachspielen fort. Bei den Zugaben spendierte Breslik zuletzt ein slowaki-sches Volkslied: A-cappella.

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